10.08.2014

In England kann man auch gut essen

The Bridge Tea Rooms in Bradford on Avon
Mein Freund und ich waren am 2. August zur Hochzeit einer lieben Freundin in Kent eingeladen und haben die Gelegenheit genutzt, um den Süden näher zu erkunden. Um die Hotel- und Restaurantauswahl hab ich mich höchstpersönlich gekümmert und mein Freund hat am Ende ganz überrascht feststellen müssen, dass das Essen (außer vielleicht Frühstück) fast immer mehr als gut war und das Vorurteil von wegen in England könne man nicht gut essen gar nicht stimmt.

Und so beginnt mein Blog leider nicht mit einem Rezept, sondern mit einer kleinen Auswahl (hab ich schon erwähnt, dass ich Listen liebe?) der besten Restaurants und Kaufempfehlungen für alle Englandfans und die, die's noch werden wollen.

Das Traditional English Breakfast oder Fry Up muss man mögen. Während da bei mir schon mal das Herzerl höher schlägt, dreht's meinem Freund beim Anblick von Würstchen, Speck, Blutwurst, Baked Beans, Pilzen, Grilltomaten und Kartoffelpuffern, alles auf einem Teller mit HP Sauce dazu, eher den Magen um. Ich könnte ja schon zum Frühstück Lasagne auf Wiener Schnitzel essen, aber jeden Tag muss das ja dann doch nicht sein und ein Fry Up im Monat ist auch für mich ausreichend.

Empfehlenswert sind allerdings Crumpets, so'n Hefegebäck, das man toastet und mit viel Butter isst. Hab mich anfangs dagegen gesträubt, weil sie irgendwie künstlich aussehen, aber so viel ist da gar nicht drin und die sind wirklich mordslecker. Noch mordsleckerer werden sie mit Marmite, die ich wie einen herben Maggi-Aufstrich in Nutellakonsistenz beschreiben würde. Marmite spaltet das Land wie sonst nur die Royals - man muss es lieben oder hassen. "Mir egal" gibt's nicht!

Zum Frühstück darf English Breakfast Tea mit Milch und Zucker (zB Tetley oder PG Tips) nicht fehlen. Außerdem ist Porridge eine feine (und gesunde) Sache, die bei uns Haferschleim heißt und wahrscheinlich deshalb keine große Fangemeinde hat. Ein pipifeines Frühstück serviert übrigens auch Shahriar Mazandi in seinem Cloudesley, einem preisgekrönten B&B in Hastings. Da hatten wir nach Smoothie und exotischem Früchteteller ein Omelette mit Speck, Pflaumen und Feigen oder Pancakes mit Bananen, Blaubeeren und Honig. Unbedingt empfehlenswert (nicht nur das Frühstück)!

Mittags ist in England eher Sandwich- und Snackzeit, woran man sich bei der großen Auswahl in Supermärkten, Cafés und Suppenküchen schnell gewöhnen kann. Bleibt also die Hauptmahlzeit für den Abend. Nach dem nachmittäglichen Tea mit Scones, Clotted Cream und Strawberry Jam (am besten hier im Bridge Tearooms in Bradford on Avon in der Nähe von Bath genießen) wird's Zeit für was Gscheits.

Da gibt es Pubs, in denen man gut Steak Pudding, Shepherd's Pie, Cornish Pasty und sonntags mal ein Roast essen kann, aber noch viel besser: Curryhouses, also Indische Restaurants. Meine Favouriten in Kent sind Tufail in Gravesend und Shozna in Rochester. Muss man probiert haben!

Ein Spitzenessen der anderen Art haben wir uns in Bath gegönnt. Ich bin ja der Meinung, dass Fleisch echt nicht immer sein muss - lieber selten und dafür richtig gut. Da war das Grillstock die richtige Adresse. Einmal Riesenfleischplatte mit Ribs, Brathuhn, Pulled Pork und Beef Brisket plus French Fries, Coleslaw, Cornbread und Chili. Da werden Männerträume (und meine) wahr! Dazu hatte ich mein neues Lieblingsgetränk: Harry Brompton's London Ice Tea, ein alkoholischer Eistee in putzigen Glasflaschen.

Shared Plate @ Grillstock, Bath
Kreative Steinofenpizza wird von den Bournemouth Pizza Co Italienern gebacken, deren kleines und einfaches Räumchen (Restaurant wäre zuviel gesagt) wir nach vier Kursänderungen und zwei winzigen Wutausbrüchen meinerseits dann doch in Bahnhofsnähe gefunden haben. Meine gigantische Calzone mit Sausage, Ricotta und Gemüse war auch noch als Resteessen am nächsten Tag am Strand eine Gaumenfreude, auch wenn der Teig etwas dicker war, als ich ihn normalerweise mag.

Ein anderer englischer Klassiker sind Fish'n'Chips, also im Bierteig gebackener Kabeljau mit dicken Fritten und Salz und Essig drauf. Die obligatorischen Mushy Peas (grobes Erbsenpüree) dazu sind toll und am liebsten mag ich das Ganze von den Herren in Marino's Fish Bar auf der High Street in Rye, zwei drei Häuser weiter vom Ye Olde Bell Inn Pub, wo wir ein Ginger Beer getrunken haben und nach Küchenschluss die Fish'n'Chips von auswärts mitbringen und auf der kleinen Terasse essen durften.

Und last but not least sollte man auch die italienischen Ketten mal was gelten lassen. Carluccio'sJamie's Italian, Pizza Express und Prezzo sind nämlich alle nicht von schlechten Eltern und man kriegt hier Pizza und Pasta an die viele gewöhnliche Italiener nicht rankommen. Ganz besonders mag ich die abgespeckten Pizzavarianten bei Pizza Express und Prezzo, wo die Pizza kleiner oder in der Mitte ausgehöhlt ist und mit Salat ergänzt wird.

England ist vielleicht nicht das klassische Urlaubsziel, aber es gibt auf jeden Fall mehr zu entdecken als London und kulinarisch ist sicher für jeden was dabei. Solltet ihr selbst den ein oder anderen Geheimtipp haben, würd ich mich sehr darüber freuen!

Bis bald, eure Steffi

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