13.08.2014

Genießbarer(!) Lemoncurd Meringue Pie

Als meine Eltern sich das letzte Mal in den Urlaub vertschüsst haben, gab's einen kleinen Defekt in der Kommunikation und so ließen sie ihre glücklicherweise weitestgehend selbstständige Erstgeborene alleine mit je einem Kilo Spargel, Radieschen und Äpfel zurück, sowie drei Litern Milch und zwei riesigen Brotlaiben. Was tun?

Einen abgefahrenen Qwakamole-Abenteuereintopf zaubern? Ich merk schon, ihr haltet es vor Spannung kaum aus. Also hier die Auflösung: Brot und Milch hab ich eingefroren und den Rest gegessen bzw. verarbeitet. Ein anderes Mal mehr. Die Geschichte ist mir nämlich eigentlich nur eingefallen, weil sich das Kommunikationsproblem wiederholt hat und plötzlich drei Netze Zitronen im Haus herumgeschwirrt sind. Da blieb nur noch eins: Ich musste ran! (Bzw. hab ich gleich vom Erstgeborenenrecht Gebrauch gemacht.)

Lemoncurd ist sowas wie eine süße Zitronenmayonnaise. Ich hab die wie so vieles in England entdeckt und find sie super einfach so aufm Butterbrot aber es handelt sich hier außerdem um eine Geheimwaffe im Kuchenbackdepartment. So ne dünne Schicht unter der Cremeschicht macht sich echt gut. Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich Mayo noch nie selbst gemacht hab und Lemoncurd bis zu jenem historischen Tag auch nicht, aber es gibt ja für alles ein erstes Mal.

„Ungenießbar“ lautete das niederschmetternde Urteil eines nahen Verwandten, ok ich nenn ihn beim Namen, meines Nichtimmerlieblingsvaters, als er diese meine neueste Tart probiert hat. Die besagte Ungenießbarkeit hat ihn aber wunderbarerweise nicht davon abgehalten, am nächsten Tag doch ein Riesenstück davon zu verputzen. Ich glaub, er hatte bis dahin einerseits den Schreck über den doch sehr säuerlichen Geschmack überwunden und außerdem hat vielleicht die Süße des Baisers die Lemoncurdmasse ein bisschen durchzogen. Ich fand die Lemoncurd auch etwas zu sauer, haltet euch also ans Rezept und übertreibt es nicht mit den Zitronen (so wie ich). Ganz generell ist das aber eine super Kombination aus krümelig, süß und sauer und die Arbeit mit dem Bunsenbrenner ist echt eine Mordsgaudi!

Zutaten:

225 g Mehl
2 EL Zucker
½ TL Salz
120 g kalte, kleingeschnittene Butter
1 Eigelb
2 EL kaltes Wasser
3 zerbröstelte Butterkekse
Abrieb von 3 Zitronen und Saft von 6 (ca. 200 ml)
50 ml Wasser
25 g Speisestärke
175 g Zucker
3 Eigelb
25 g Butter
4 Eiweiß
225 g Zucker
2 TL Speisestärke
Walderdbeeren oÄ als Deko

Zubereitung:

Für den Teig das Mehl mit Zucker und Salz mischen und die Butter einarbeiten bis große Krümel entstehen. Eigelb und soviel Wasser wie nötig zugeben bis es sich zu einem Teigball formen lässt. Ein bisschen ausrollen und in Klarsichtsfolie 30 Minuten kühlen. In der Zwischenzeit die Tartform einfetten, vielleicht ne Klopause einlegen und (mit gewaschenen Händen!) die Butterkekse zerbröseln.

Den Teig ca. 5 mm dick auf der Hälfte der Brösel ausrollen, die Tartform auslegen und die restlichen Brösel drüberstreuen. Am Rand was drüberstehen lassen, weil der Teig beim Backen ein bisschen absackt. Nochmal 30 Minuten in den Kühlschrank stellen und inzwischen den Ofen auf 170° vorheizen. Danach den Teig mit Backpapier auslegen, mit Backbohnen beschweren, damit der Teig nicht aufgeht und für 20 Minuten backen. Papier und Backbohnen entfernen und nochmal 5 – 7 Minuten backen bis die Tarte trocken und leicht gebräunt ist. Abkühlen lassen.

Zitronensaft und -abrieb in einem Töpfchen mit dem Wasser und Speisestärke glatt rühren, dann Zucker und Eigelb unterrühren. Langsam und unter ständigem Rühren erhitzen. Butter zugeben und weiterrühren bis es eine Mayo-Konsistenz hat. Abkühlen lassen, in die Tarte füllen und weiter kühlen.

Den Ofen wieder auf 170° aufheizen. Für das Baiser das Eiweiß schlagen und löffelweise Zucker zugeben bis der Schnee steif und glänzend (ich mag das englische Wort glossy) ist. Speisestärke unterheben und dann auf der Tarte verteilen. Hab ich mit nem Spritzsack gemacht, war aber die Mühe nicht wert. Dann kommt das Highlight: der Bunsenbrenner. Einfach drüber halten bis die Spitzen braun werden. Besser wird’s aber, wenn ihr das Ganze nochmal 15 Minuten backt. Vielleicht kann man ja danach nochmal mitm Bunsenbrenner drüber?

Zum Schluss mit den Erdbeerchen verzieren und nicht, ich wiederhole NICHT, an irgendwelche Banausen verfüttern!

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